Renas Versprechen. Zwei Schwestern überleben Auschwitz
In Auschwitz wurden zwischen 1,1 und 1,5 Millionen Menschen ermordet. Fast eine Million waren europäische Juden. Renas Versprechen ist die autobiografische Geschichte von Rena Kornreich, die mit dem ersten registrierten „Judentransport“ nach Auschwitz deportiert wurde.
Am 26. März 1942 wurden 998 Frauen aus der Sowakei in das KZ Auschwitz verfrachtet. Die Frauen dachten es wäre ein Arbeitslager. Und Arbeit bedeutete in ihrer Vorstellung Feldarbeit. Schnell sollten sie erfahren, dass Auschwitz kein Arbeits-, sondern ein Todeslager war.
„Eintausend Mädchen-Frauen marschieren in unzulänglichem Gleichschritt, in unzulänglichen Fünferreihen durch die Eisentore von Auschwitz. Über unseren Köpfen stehen in Schmiedeeisen die Worte ARBEIT MACHT FREI, und wir glauben, was das Schild uns sagt. ‚Wir sind jung‘ reden wir uns ein. ‚Wir werden hart arbeiten und dafür die Freiheit erhalten.‘“
Quelle: Bundesarchiv, B 285 Bild-04413 / Tulio Bertorini (tbertor1) / CC-BY-SA 2.0
Renas Versprechen ist die Geschichte der Schwestern Rena und Danka Kornreich, zweier polnisch-jüdischer Schwestern. Als Rena in Auschwitz ankam, war sie gerade 17 Jahre alt. Ihr wurde die laufende Nummer 716 in den Unterarm tätowiert. Es ist die kaum fassbare Geschichte menschlicher Brutalität, des Horrors der totalen Institution Konzentrationslager, der Liebe zweier Schwestern, der Hoffnung, der Angst, der Verzweiflung und Aufgabe, des Hungers und letztlich des schier unglaublichen Glücks und Mutes dessen es bedarf, um die Vernichtungsmaschinerie zu überleben. Den Schwestern gelingt es, das Todeslager drei Jahre und 41 Tage zu überstehen.
Renas Versprechen ist das Versprechen der älteren Schwester gegenüber der Mutter, auf die jüngere Schwester immer aufzupassen. In Auschwitz-Birkenau, dem Vernichtungslager, wird dieses Versprechen erneuert. Ein Versprechen bis in den Tod.
„Von heute an werde ich dir folgen, wenn du selektiert wirst, egal wie. Ich schwöre, dass du nicht allein auf die Lastwagen steigen wirst.“
Quelle: Bundesarchiv, B 285 Bild-04413 / Stanislaw Mucha / CC-BY-SA 3.0
Rena Kornreich beziehungsweise ihre Chronistin Heather Dune Macadam schildern das Grauen und den Alltag, das eine wird zum anderen, eindringlich. „Die Schreie, mein Gott diese Schreie. Kein Geräusch auf Erden ist so entsetzlich.“ Und kurz darauf: „Es gibt kein Schweigen wie dieses Schweigen … leer … still. Der Widerhall des Todes.“ Es ist kaum vorstellbar, was das nationalsozialistische Deutschland, vor gerade einmal 75 Jahren, Menschen angetan hat. Die Leidensgeschichte von Rena und Danka ist ein wichtiges Zeitzeugnis, um allen Menschen eine Warnung zu sein. Nicht zuletzt eine Warnung an die Verantwortlichkeit der Deutschen, dass so etwas nie wieder geschehen darf.
Dass es hier keine neue deutsche Auflage gibt, ist allerdings erschütternd. Zumal 2015 eine erweiterte Auflage in den USA erschienen ist. Randomhouse hat auf meine Anfrage zu einer Neuauflage nicht geantwortet.
Wer kein gebrauchtes Exemplar möchte, muss zur gebundenen Ausgabe greifen.
Weiterführende Informationen:
Webseite zum Buch mit einigen Fotos
Interview mit der Autorin Heather Dune Macadam
Zweieinhalbstündiges Zeitzeugnis von Rena Kornreich Gelissen von der USC Shoah Foundation
Rena Kornreich Gelissen
Renas Versprechen. Zwei Schwestern überleben Auschwitz
Heyne, München 1998
Taschenbuch, 327 Seiten
8,95 €
ISBN: 978-3453141360