Transport
Ich hatte von Phillip P. Peterson zuerst Paradox gelesen und mir dann aufgrund der überborden positiven Bewertungen seinen Roman Transport besorgt. Eine andere Reihenfolge wäre vermutlich besser gewesen, aber sei’s drum. Für Self-Publishing Literatur bedarf es einfach eines angepassten Bewertungssystems. Denn würde man Peterson an den Kriterien des professionellen Buchmarktes messen, so würde die Bewertung eher negativ ausfallen. Angesichts dessen, dass es aber kein professionelles Lektorat gibt und Peterson seine Visionen im Alleingang durchsetzt, ist eine nachsichtigere Bewertung angemessen. Kurz: man erhält mit Transport eine spannende Science Fiction Unterhaltung, deren Stil allerdings eher an B-Movies erinnert. Die berauschenden Bewertungen auf bekannten Portalen kann ich allerdings nicht nachvollziehen.
Und damit wäre das Grundproblem auch präzise umrissen. Das Buch liest sich wie eine Zusammenschau unterschiedlicher Science Fiction Trash Movies. Was als Film noch funktionieren kann, ist als Literatur allerdings eher unter- denn außerirdisch. Die Charaktere sind grauenhaft schlicht und stereotyp. Man fühlt sich unwillkürlich in einen Fast and Furious Film versetzt oder eben in „Das dreckige Dutzend“. Wo der Film verdichten will und muss, hat das Medium Buch aber die Möglichkeit einen Charakter weitaus differenzierter darzustellen. Dieses Potenzial wird hier überhaupt nicht genutzt. Alles ist sehr männlich-nerdig. Die Charaktere verblassen völlig, der Spannungsmotor sind nicht die Menschen, sondern der Plot. Der wiederum ist tatsächlich spannend.
Allerdings ist auch die Geschichte für Science Fiction Fans eben keine Neuerung. Das Grundthema ist von Stargate reichlich durchdekliniert. Lediglich die Variationen erinnern ein wenig an eine Mischung aus SAW oder Final Destination, also wie „spektakulär“ stirbt jemand. Mich kann so etwas nicht begeistern. Und zu guter Letzt, ähneln sich dann auch noch einige Motive aus Paradox und Transport, so dass selbst der innovative Aspekt verloren geht.
Was bleibt?
Trotzdem hat mich Transport gut unterhalten und in Anbetracht des Indie-Selfpublishing bin ich auch gewillt, positiver zu bewerten. Prinzipiell kann Peterson gut schreiben. Es ist ein lockerer Stil, der den Hard-SF Anteil gefällig integriert. Zu keinem Zeitpunkt fühlt man sich als nicht Astrophysiker oder Raketenwissenschaftler überfordert. Der Spaß steht klar im Mittelpunkt. Und das ist auch gut so und rettet den Roman. Hat man sich erst einmal darauf eingelassen, dass man hier Unterhaltungsliteratur bekommt – geliefert wie bestellt – dann steht dem Lesevergnügen auch nichts mehr im Weg. Überraschungen sind angesichts der oben beschriebenen Vorbilder oder Anleihen allerdings nicht zu erwarten. Wobei das auch nicht ganz stimmt. Das Ende reißt es schon ein wenig raus und macht vor allem neugierig auf die Fortsetzungen.
Und wenn Peterson noch mehr an seinen Charakteren feilt, dann versprechen seine künftigen Romane ebenfalls beste Unterhaltung. Auch wenn es bei Paradox immer noch den ein oder anderen Ausrutscher gibt. In Anbetracht dessen, das Transport das Debüt von Peterson ist, kann man durchaus getrost zugreifen. Gute Unterhaltung, vorausgesetzt man kann sich mit Stereotypen anfreunden und mag auch mal Science Fiction B-Movies.
Mehr Informationen zum Buch, zum Autor und zu weiteren Hintergründen und spannenden Themen gibt es auf der Webseite von Phillip P. Peterson: Raumvektor.
Phillip P. Peterson
Transport
Taschenbuch
300 Seiten
Verlag: Books on Demand
Preis: 9,99 €
ISBN-13: 978-3842330610
Hallo Sascha,
ich habe sowohl „Paradox“ als auch „Transport“ als ungekürztes Hörbuch gehört und stimme dir in beiden Rezensionen zu. Die Thematik ist nicht unbedingt erfrischend neu doch mich haben beide Bücher sehr unterhalten. Hätte ich es nicht gewusst, wäre ich im ersten Moment auch nicht drauf gekommen, dass der Autor ein Selfpubliser ist. Vielleicht bin ich dazu aber auch nicht tief genug in der Materie drin, um das zu erkennen. Die Nachfolgeteile habe ich mich nicht getraut zu lesen, da in vielen Rezensionen der Tenor herauszulesen ist, dass der Autor darin nicht so richtig Neues bringt oder die Geschichte als Nachfolgeband nicht so richtig die Erwartungen trifft.
Freut mich, dass außer mich noch jemand diese Bücher gelesen hat. 😉 Ich kenne sonst niemanden aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis.
GlG vom monerl
Liebe monerl,
freut mich ebenfalls sehr. So viele SciFi und Fantastik-Leserinnen und Leser gibt es ja nicht. Gilt leider immer noch als zu banal. Seis drum. Mal ist es eben reine Unterhaltung wie bei Peterson und mal ist es weitaus mehr, wie bei Orwell, Strugatzki, Lem oder vielen mehr.
Wenn mein SuB nicht so hoch wäre, würde ich mir die Folgebände schon noch angucken. Aber im Moment wird das nichts.
Wir lesen uns,
Herzlichst
Sascha
Ja, das kenne ich, wenn der liebe SuB nicht wäre (bei mir sind´s ja mehrer RuBs, haha)… Falls ich doch dazu komme, sie zu lesen / zu hören und eine Rezension schreibe, werde ich mal hier Laut von mir geben, wenn es dir recht ist.
Bis bald und liebe Grüße,
monerl
Mehr als gerne!
Bis bald und herzlichst
Sascha