Ready Player Two
Ernest Cline hat mit Ready Player One einen spaßige, nerdige Reminiszenz an die 80er und 90er Jahre geschrieben. Ich stimme meiner Rezension von damals immer noch vollständig zu. Um mich auf Ready Player Two vorzubereiten habe ich mir noch mal den Film angeschaut (naja) und das Hörbuch angehört. RPO hat nichts von seinem Spaßpotenzial verloren. Einfach nur grandios. Entsprechend habe ich mich natürlich auf RPT gefreut. Clines Zwischenspiel mit Armada war zwar durchaus unterhaltsam, offenbarte aber schon einige ernste Probleme. Der Erfolg von RPO lässt sich nicht einfach so wiederholen. Und wie leider fast zu erwarten war, schafft es auch RPT nicht, an den Spaß des Vorgängers anzuknüpfen. Teil Zwei verkommt zu einem reinen Namedropping. Es werden dermaßen viele Referenzen aus der Popkultur genannt, dass hier die Story an den Rand gedrückt wird, um irgendwas aus den 80ern zu platzieren. Während im ersten Teil noch die Computerspiel-Kultur im Vordergrund stand und mit Klischees und Erinnerungen aus den 80ern angereichert wurde, ist völlig unklar, was bei Teil Zwei eigentlich im Mittelpunkt stehen soll.Ready Replay One
Ready Player Two setzt relativ direkt am Ende von One an. Und während sich Wade Watts quasi noch das gerade erst gefundene Easter Egg anschaut, beginnt schon die nächste Schnitzeljagd. Wohlwollend könnte man jetzt sagen, ja so war das in den 80ern. Die Fortsetzung war nur ein Aufwärmen des Vorhergehenden. Die OASIS bietet mit neuer Technik noch mehr Suchtpotenzial, das Quest hat nicht drei, sondern sieben Rätsel. Gähn. Damit aber nicht genug der Einfallslosigkeit. Nolan Sorrento wird als Antagonist, ziemlich konstruiert, wieder hervorgeholt, nur um dann in der gesamten Geschichte ziemlich überflüssig zu sein. Dieses mal werden nicht einige wenige Menschen mit dem Tod bedroht, sondern gleich ein paar hundert Millionen. Klingt nervig amerikanisch? Japp, das ist es auch. Ernest Cline durfte ja das Drehbuch zu RPO mitschreiben und am Set dabei sein. Das hat ihm ganz offensichtlich nicht gut getan.
Ganz den nicht enden wollenden Comic-Verfilmungen der letzten Jahre verbunden, wird ein neues Team eingeführt. Während die „alten Hasen“ um Watts die High Five sind, kommen nun die Low Five hinzu. Aber auch die bleiben völlig blass und spielen für die Handlung überhaupt keine Rolle. Reines Füllmaterial. Apropos. In den letzten Jahren greift eine Unart um sich, die Ernest Cline in Ready Player Two bis ins Unerträgliche steigert. Die Kerngeschichte gibt nicht mehr als 250 Seiten her. Das ist aber offenbar für den Buchmarkt zu wenig, weshalb das Werk auf über 400 Seiten aufgebläht wird. Dabei sind es nicht nur die mittlerweile weit hergeholten Erinnerungen an die 80er, es ist vor allem die ausufernde Beschreibung der weitestgehend langweiligen Quests. Mit Computerspielen und damit auch dem Titelgebenden „Ready Player“ hat das Ganze fast nichts mehr zu tun.
Mäßig unterhaltend
Schrecklich wird das bei der „Prince-Quest“, die man am besten gleich komplett querliest, weil sie unspannend, detailverliebt und schlichtweg öde ist. Wobei ich gar nicht so genau weiß, welches „Abenteuer“ mehr Längen aufweist. Denn die „John-Hughes- Quest“ ist mindestens genauso überlang und vor allem überflüssig ausführlich. Es wirkt so, als wäre seitenweise aus der Wikipedia abgeschrieben worden. Während RPO ein rasantes Epos war, ist RPT alter Wein in neuen Schläuchen. Und das Ende ist amerikanisierter Quatsch und schon fast Ron L. Hubbard like.
Dabei ist das Ganze natürlich streckenweise unterhaltsam und bei so viel Referenzen verfängt auch die ein oder andere. In Gänze enttäuscht mich Ready Player Two aber und verweist auf ein seit Jahren bestehendes Problem in Hollywood: Absolute Einfallslosigkeit gepaart mit dem unbändigen Willen, so viel Gewinn wie nur möglich aus den Konsumenten zu quetschen. Da will keiner mehr Geschichten erzählen, da soll nur noch die Cashcow gemolken werden. Das nervt. Noch so ein Roman von Cline und dann landet er auch auf der Liste der nicht mehr zu lesenden Autor*innen. Egal ob RPO genial war.
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Science Fiction
FISCHER Tor
24.03.2021
Taschenbuch
464
https://www.tor-online.de/2021/ready-player-two-ernest-cline/
Alexandra Jordan, Sara Riffel und Alexander Weber
16,99 €
978-3-596-70654-9

Kann man lesen, muss man aber nicht.