Der Spiegel im Spiegel
Der grandiose Michael Ende hat nicht nur phantastische Kinder- und Jugendbücher geschrieben, er hat auch einige Bücher für Erwachsene veröffentlicht. Ein ganz besonderes ist Der Spiegel im Spiegel. Ein Labyrinth. Es ist eine Kurzgeschichtensammlung, die düsterer und surrealer kaum sein könnte. Es gibt Gewalt, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, endlose Trauer und unendliche Schmerzen. Es gibt Hoffnung und Zuversicht. Aber vor allem gibt es Verwirrung. Denn erst, wenn man sich in den Ozean der Orientierungslosigkeit begibt, kann man anfangen sich neu zu orientieren.
Man kann es nicht treffender beschreiben, als es auf der offiziellen Webseite von Michael Ende getan wird:
Die dreißig (Alb)Traum-Geschichten, sind jeweils unabhängige Erzählungen, weshalb sich Der Spiegel im Spiegel auch bestens als Nachttischlektüre empfiehlt, vorausgesetzt natürlich man nimmt die Albträume nicht mit in den eigenen Schlaf. Surreale Literatur ist natürlich nicht für jeden etwas. Man muss sich schon auf absurde Geschichten, luzides Erzählen und extrem kurze Handlungsstränge einstellen können. Aber ich bin vollkommen beeindruckt von Michael Endes Erzählkunst. Die Geschichten sind nur wenige Seiten lang und doch fesseln sie den Leser so sehr, als würde man den Protagonisten schon seit mehreren Kapiteln folgen.
Erkenne dich selbst, dich selbst
Die Geschichten „Die Bahnhofskathedrale stand auf einer großen Scholle“ sowie „Der Zirkus brennt“ sind von solch einer Intensität, dass ich mich an kaum andere Erzählungen erinnern kann, die trotz der Kürze solch eine Intensität entwickelt haben. Der reflexive Prozess kommt einerseits dämmrig, ganz dem Albtraum verhaftet daher, andererseits wird der Prozess mit dem Vorschlaghammer der emotionalen Betroffenheit herbeigeführt.
„Du wirst frei sein“, sagt er, „oder du wirst nicht mehr sein.“
Michael Ende hat immer mal wieder betont, dass seine Geschichten keine Moral, keine Empfehlungen enthalten sollen. Der erhobene Zeigefinger war ihm ein Gräuel. Und dennoch sind seine Geschichten voll von Tatsachen, die es zu verändern gilt. Oder einfach nur von Tatsachen. Oder Veränderungen?
Michael Endes Der Spiegel im Spiegel ist Pflichtlektüre für alle, die Michael Ende zu schätzen wissen, die surreale Literatur nicht von vornherein ablehnen und für alle, die sich gerne den eigenen Gefühlen stellen.
Mehr Informationen inklusive Leseprobe direkt bei dtv.
Michael Ende
Der Spiegel im Spiegel. Ein Labyrinth.
Mit Abbildungen von Edgar Ende
Verlag: dtv Literatur
240 Seiten
Erschienen: 1. Oktober 2006
Preis: 9,90 €
ISBN: 978-3-423-13503-0
Vielen vielen Dank für den Buchtipp. Ich hab von Ende tasächlich bisher nur die Kinderbücher auf dem Schirm, Momo und Co haben mich immer begleitet. Aber dieses Buch klingt wirklcih sehr faszinierend und interessant und nach genau der richtigen Lektüre für mich, gleich mal auf die Wunschliste gesetzt.
glg Franzi