Das Geräusch einer Schnecke beim Essen
Was tun, wenn man nichts tun kann? Ans Bett, aufgrund einer unbekannten Krankheit, gefesselt, beginnt die Journalistin Elisabeth Tova Bailey eine Schnecke zu beobachten. Als Passagierin einer Topfpflanze wurde der Bauchfüßer zur neuen Nachbarin. Und als einziger dauerhafter Begleiter wird der Gastropode so auch zur Freundin. Er oder sie, oder beides. Die landlebenden Schnecken sind nun mal Hermaphroditen. Da Bailey nicht nur nicht aufstehen kann, sondern auch zu geschwächt ist für jegliche Aktivitäten, ist das neue Haustier, die einzige Abwechslung und zugleich begeisternde Bereicherung und Beschäftigung. Tagsüber meist schlafend, wird die Schnecke nachts aktiv und begibt sich auf mal kurze und mal überraschend lange Reisen. „Das Geräusch einer Schnecke beim Essen“ ist eine Hommage an das Leben selbst, an die Einfachheit der Dinge, an die Fokussierung auf das Wesentliche. Es ist ein naturverbundenes, achtsames Lesevergnügen.Immer langsam, immer langsam
Ohne Sang und ohne Klang
Geht die Schnecke ihren Gang.
Will sie gehen, will sie gehen
In die weite Welt hinaus,
Nimmt sie mit ihr ganzes Haus.
Ist es draußen, ist es draußen
Trübes Wetter, feucht und nass,
Dann spaziert sie in dem Gras.
Scheint die Sonne, scheint die Sonne,
Hängt sie sich an einen Baum,
Bleibt im Haus und rührt sich kaum.
Ihre Weise, ihre Weise
Hat die Schnecke so wie du:
Nun, so lasst sie denn in Ruh!
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Entschleunigen mit Schnecken
Bailey beschreibt dabei nicht nur ihre Beobachtungen und ihre Situation, sondern sie hat sich tiefgehend mit Mollusken beschäftigt. So ist es nicht nur ein äußerst angenehmes Leseerlebnis über den eingehenden Blick auf ein viel zu wenig beachtetes Lebewesen, sondern zugleich profunde Einführung in die Biologie und Kulturgeschichte der Schnecke. Bis hierhin hätte ich auch nie gedacht, diese fantastischen kleinen Lebewesen so genau unter die Lupe zu nehmen. Aber mittlerweile sind mir die kleinen Schleicher ans Herz gewachsen. In unserem Garten befinden sich an die 30 oder 40 Schnecken, mit und ohne Haus, jung und alt. Die durften auch vorher schon bei uns vollkommen unbelästigt alles anknabbern, was sie wollen, unter anderem dazu pflegen wir ja einen Naturgarten. Aber die Schönheit, Eleganz und Würde dieser gelassenen Gleiter war mir bisher nicht bewusste genug geworden.
Das Lesen von „Das Geräusch einer Schnecke beim Essen“ gleicht einem meditativen Flow. Absorbiert von den Gedanken und Beobachtungen Baileys, ändert sich (mal wieder) der Blick auf eine weitere kleine Welt. Und wer wusste schon, dass Schnecken beim Essen mit ihrer Sägezunge mit hunderten Zähnen Geräusche des Raspelns machen?
Mehr Informationen inklusive Leseprobe gibt es direkt bei Piper.

Piper
20.01.2014
Taschenbuch, Broschur
176
https://www.piper.de/buecher/das-geraeusch-einer-schnecke-beim-essen-isbn-978-3-492-30237-1
Kathrin Razum
10,- €
978-3-492-30237-1

„Das Geräusch einer Schnecke beim Essen“ ist eine Hommage an das Leben selbst, an die Einfachheit der Dinge, an die Fokussierung auf das Wesentliche.