Alice im Wunderland und Alice hinter den Spiegeln
Es gibt ja immer diese Bücher, die man eigentlich kennt. Die Geschichte hat man schon tausendmal gehört und wie es sich gehört, ist es ja eh ein Klassiker. Verfilmt ist die Geschichte am besten auch noch und um die Popkultur zu vollenden, gibt es auch Lieder darüber. Wozu also noch das Buch kaufen? Ja weil… weil man das Buch doch noch nie gelesen hat? Jeder kennt die Geschichte von Alice im Wunderland aber gelesen haben sie dann eben doch die wenigsten. Und so habe ich mir vor kurzem eine besonders schöne Ausgabe gekauft. Es ist die Erstausgabe der Jubiläumsausgabe des Insel Taschenbuch Verlags. In rotes Leinen gebunden mit den original Illustrationen von John Tenniel, in der Übersetzung von Christian Enzensberger. Und allein die Illustrationen haben die Anschaffung gerechtfertigt.
In dem Band sind die beiden Geschichten von Alice vereint. Ja, es sind zwei Geschichten: Alice im Wunderland und Alice hinter den Spiegeln. Es ist die Geschichte der kleinen Alice, die dem notorisch zu spät kommenden Hasen in das Kaninchenloch folgt. Anschließend muss sie wachsen und schrumpfen, begegnet seltsamen Tieren, bei dem weder Leser noch Alice sich entscheiden können, welches Tier denn nun das Seltsamste ist (vermutlich die Grinsekatze) und gerät an einen Hutmacher, um endlich auf die Herzkönigin zu treffen.
Lewis Carroll erschuf bereits 1865 diesen herausragenden literarischen Nonsens. Das Kinderbuch ist ein Klassiker der Literatur und schafft es aufgrund seiner besonderen Spielart mit Logik und Fantasie auch Erwachsene zu begeistern. 1871 schrieb
Carroll dann die Fortsetzung „Alice hinter den Spiegeln“. In dieser Geschichte schreitet Alice durch die Spiegel in eine Parallelwelt. Sie betritt wieder eine surreale Traumwelt voller sprechender Tiere und absurder Figuren. Während bei Alice im Wunderland der Rahmen das Kartenspiel war, ist es nun ein Schachspiel durch das sich Alice als „Bauer“ bewegen muss.
Bei Alice hinter den Spiegeln legt Carroll nochmal eine ordentliche Schippe Nonsens drauf. Wer Alice im Wunderland und Alice hinter den Spiegeln noch nie gelesen hat, dem sei dies dringend angeraten. Zumindest wenn man etwas mit absurden Geschichten anfangen kann. Wer den Zipferlaken (aka Jabberwocky) nicht mag, wer an einer Katzenhaarallergie oder gar an einer Einhornüberdosis leidet, der sollte wohl die Finger davon lassen. Wer sich ein wenig Kindheit und Albernheit bewahrt hat oder den Drogen abgeschworen hat und dennoch ins Wunderland möchte, der möge sich Lewis Carroll als Nachtlektüre zulegen.
Lewis Carroll
Alice im Wunderland und Alice hinter den Spiegeln
Jubiläumsausgabe
269 Seiten
Insel Taschenbuch Verlag
Verlag: Insel Verlag
ISBN: 9783458342687
*lach* ich habe noch nie den deutschen namen „Zipferlaken“ für den jabberwocky gehört.
Von einer deutschen Übersetzung von Alice im Wunderland, die ich mal gelesen habe, war ich enttäuscht. Ich erkenne gern an, dass alle Gedichte und Wortspiele zu übersetzen, eigene Kunstwerke der Übersetzer entstehen lässt. Manche dieser Spielereien habe ich aber doch so lieb gewonnen, die im Deutschen nicht mehr funktionieren.
Was jedoch bleibt, sind die Logikspiele und Paradoxien, die man auch im Deutschen genießen kann.